Kleine Patienten, große Verantwortung

Im Perinatalzentrum Holweide sind Früh- und Neugeborene in besten Händen

Das Perinatalzentrum der Kliniken Köln ist auf die intensivmedizinische Versorgung und Betreuung von Frühgeborenen oder kranken Neugeborenen spezialisiert. Jährlich werden circa 230 Neugeborene stationär aufgenommen, davon haben ungefähr 100 ein Geburtsgewicht von unter 1.200 Gramm. Zum Vergleich: Als normal gilt ein Geburtsgewicht von etwa 3.500 Gramm. Das hochmoderne Perinatalzentrum mit zehn Beatmungsplätzen ist eines der größten seiner Art in Deutschland. Das engagierte Team kümmert sich rund um die Uhr um die kleinsten Patienten, die teilweise nicht mehr als 500 Gramm wiegen. Oftmals geht es dabei um Leben und Tod.

Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger Merlin Laschinsky arbeitet im Perinatalzentrum am Standort Holweide, ©Kliniken der Stadt Köln, Rütten


Zwischen 300 Gramm und fünf Kilogramm: Die Gewichtsspanne der ganz besonderen Patienten, die im Perinatalzentrum der Kliniken Köln täglich versorgt werden, ist nicht besonders groß. Breit hingegen ist das Krankheitsspektrum: Beginnend bei Neu- und Frühgeborenen, die vor der 36. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen und teilweise beatmet werden müssen über die Luftansammlung um die Lunge (Pneumothorax) bis hin zu Unterzuckerungen – mit all diesen Krankheitsbildern kennt sich das Team des Perinatalzentrums bestens aus. Einer von ihnen ist der 23-jährige Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger Merlin Laschinsky. Das insgesamt 40-köpfige pflegerische Team ist vielseitig aufgestellt: Viele Kolleginnen und Kollegen verfügen über Fachweiterbildungen, beispielsweise in der Intensiv- und Anästhesiepflege bzw. Neonatologie. Es gibt Schmerz- und Hygienementoren sowie eine Stillberaterin und Krisenbegleiterin, die den Eltern in emotional herausfordernden Situationen zur Seite steht. „Oft wünschen sich die Eltern genaue Angaben darüber, wann ihr Kind wieder nach Hause darf“, berichtet Merlin Laschinsky, der seine Begeisterung für die Pflege während eines Praktikums in der Erwachsenenchirurgie entdeckt hat. Doch wie lange ein Neugeborenes auf der Station verweilen muss, lässt sich nicht pauschal beantworten: „Bei einer Unterzuckerung kann es sein, dass das Kind am nächsten Tag entlassen wird, wenn es stabil ist. Frühgeborene bleiben zur Beobachtung und ungefähr bis zum errechneten Geburtstermin auf der Station – je nachdem, wie früh das Kind zur Welt gekommen ist, können das bis zu drei Monate sein.“

Eine patientenbezogene Betreuung steht im Vordergrund, ©Kliniken der Stadt Köln, Rütten

Patientenbezogene Betreuung

Merlin und seine Kolleginnen und Kollegen arbeiten im Dreischichtsystem; der Frühdienst beginnt um sechs Uhr morgens. Nach der Übergabe werden die Intensivkurven vorbereitet, in die sämtliche Vitalzeichen (lebenswichtige Körperfunktionen) eingetragen werden; dazu zählen außerdem die Gabe von Sauerstoff, die Beatmungsform, Nahrungsaufnahme, sämtliche Ausscheidungen, das Gewicht und die Medikamentenhistorie. Ziel ist es, sämtliche Behandlungsschritte genauestens zu dokumentieren. Das Team arbeitet patientenbezogen, sodass eine Pflegefachkraft idealerweise immer den gleichen Patienten versorgt. So haben sowohl die kleinen Patienten als auch ihre Eltern eine zuverlässige Bezugsperson, die um den Krankheitsverlauf bestens Bescheid weiß.

Gerade im lebensbedrohlichen Notfall gilt es, Ruhe zu bewahren

Doch auch Notfälle kommen vor, bei denen es sich nicht immer zwangsläufig um Frühchen handeln muss. In solch unvorhersehbaren Situationen ist vor allem eines wichtig: Ruhe bewahren. Dabei muss natürlich jeder einzelne Handgriff genauestens sitzen – auf Kompetenz kommt es genauso an wie auf Empathie, Geduld und Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Eltern. Bei der Medikamentenvergabe und sämtlichen Untersuchungen der Kleinen, so erklärt Merlin Laschinsky, ist Präzision das Gebot der Stunde.

Dank Frühchenpuppe Paul kann sich das Team bestens auf die Versorgung von Früh- und Neugeborenen vorbeiten, ©Kliniken der Stadt Köln, Panousi

Optimale Vorbereitung dank Frühchenpuppe Paul

Um optimal auf die Versorgung von Früh- und Neugeborenen vorbereitet zu sein, nimmt das pflegerische Team auf Initiative des leitenden Oberarztes regelmäßig an Schulungen zur Versorgung von Frühchen teil. Als lebensnahes aber eben nicht lebendiges Übungsmodell dient dabei Frühchenpuppe „Paul“, die von der Toni Kroos Stiftung gespendet wurde. Paul bringt ein Kilo auf die Waage und hat die Größe eines Frühgeborenen. Paul hat sogar einen Herzschlag, er bewegt sich und er schreit - beinahe wie die „echten“ Patienten. „An Früh- und Neugeborenen kann man nicht üben – an Paul schon. Dank seiner Hilfe können wir uns auf potentielle Notfälle bestens vorbereiten und eine gewisse Routine entwickeln, die in kritischen Situationen unbezahlbar ist“, erläutert der 23-jährige Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger.

 
Dankbarkeit der Eltern und kleinen Patienten

Merlin muss nicht lange nachdenken, wenn man ihn danach fragt, was das Schönste an seinem Job ist. Es ist die Dankbarkeit der Eltern und seiner Patientinnen und Patienten – auch wenn die Kleinen ihre Dankbarkeit im Gegensatz zu ihren Eltern nicht verbal ausdrücken, so ist sie dennoch unmittelbar. Für Merlin ist es das größte Geschenk und eine enorme Motivation, wenn sich die Vitalwerte seiner Patienten während seiner Schicht verbessern und er ihnen beispielsweise weniger Sauerstoff verabreichen muss. „Damit zeigt das Kind mir, dass ich meinen Job gut gemacht habe – direkter kann ein Feedback nicht sein.“ Für die Eltern sind Merlin und seine Kolleginnen und Kollegen oftmals der Fels in der Brandung: „Für uns ist Intensivstation Alltag. Für die Eltern nicht: Die ungewohnten Geräusche, Gerätschaften, die vielen Monitore und Kabel sind für die meisten Eltern neu und können Überforderung auslösen – gerade dann, wenn es um den Gesundheitszustand des eigenen Kindes geht. Umso wichtiger ist es daher, dass wir den Eltern Ruhe und Kompetenz vermitteln und ihnen klarmachen: Wir sind an kritische Situationen gewöhnt und wissen ganz genau, was wir tun.“
Um im Ernstfall direkt handlungsfähig zu sein, ist die Kommunikation zwischen den fünf Kreißsälen und dem Perinatalzentrum ausgesprochen eng. „Der Kreißsaal gibt umgehend Bescheid, wenn eine werdende Mutter in Behandlung ist, die potentiell ein Frühgeborenes entbinden könnte oder abzusehen ist, dass es zu Komplikationen kommt. Der Kreißsaal entscheidet, wie dringend die Situation ist. Wir erhalten die Informationen dann vom diensthabenden Arzt und treffen daraufhin alle nötigen Vorbereitungen, sodass wir direkt mit der Erstversorgung starten können.“

Das insgesamt 40-köpfige pflegerische Team des Perinatalzentrums ist vielseitig aufgestellt, ©Kliniken der Stadt Köln, Rütten

Ein kleines Wunder von 300 Gramm

In seinem Berufsalltag erlebt Merlin täglich einen tieferen Sinn. Für ihn ist jeder kleine Patient ein echtes Wunder: „Es ist unglaublich faszinierend und ein wahres Wunder, diese winzigen Menschen von wenigen hundert Gramm auf der Hand zu halten und zu wissen, dass sie teilweise nicht mehr wiegen als eine 0,5 l Wasserflasche.“ Eltern und Kind bestmöglich zu versorgen, ihnen beizustehen und sie ein Stückchen auf dem Weg in die gemeinsame Zukunft zu begleiten, ist für Merlin mehr als nur ein Beruf, sondern eine wahre Herzensangelegenheit.
Für alle jungen Menschen, die sich ebenfalls für die Pflege von Neu- und Frühgeborenen interessieren, hat Merlin einen Tipp: „Ganz einfach: Anrufen, hospitieren und ausprobieren. Wir freuen uns immer über Praktikanten und geben sehr gern Einblicke in unseren Beruf.“ Und wer weiß: Vielleicht ist es bei dem ein oder anderen ja auch Liebe auf den ersten Blick für diesen Beruf – so wie bei Merlin. (cb)

 


Das Team der Geburtsklinik steht Eltern und Kindern mit Kompetenz und Herz zur Seite, ©Kliniken der Stadt Köln, Rütten

Wir bringen Köln zur Welt

Unsere Frauenklinik Holweide ist derzeit auf der Suche nach Hebammen sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-innen mit Kompetenz und Leidenschaft.
Zu den aktuellen Stellenangeboten:

>> Stellenausschreibung Hebamme/ Entbindungspflegerin (m/w/d)

>> Stellenausschreibung Hebamme/ Entbindungspflegekraft als stellvertretende Leitung (m/w/d)

Optimal vorbereitet: Geburtsplanungsgespräch für werdende Eltern

Wer sich zur Geburt anmelden möchte, ruft am besten vier bis sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin bei der Schwangerenambulanz unter der 0221-8907-2736 an.
Das Geburtsplanungsgespräch ist insbesondere dann wichtig, wenn es Besonderheiten in der aktuellen Schwangerschaft oder der geburtshilflichen Vorgeschichte gegeben hat.
Allen werdenden Müttern und Vätern wünschen wir noch eine schöne Schwangerschaft und Zeit voller Vorfreude!

 

Seite zuletzt aktualisiert am 30.03.2021