Krankenhaushygiene ist eine Teamleistung

Das sind die Strategien zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen bei den Kliniken Köln

Die Krankenhaushygiene entscheidet maßgeblich über das Wohl der Patientinnen und Patienten und auch über die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus. Bestehen Lücken in der Krankenhaushygiene, hat das Folgen: In Deutschland erkranken nach Hochrechnungen jährlich zwischen 400.000 und 600.000 Patienten an sogenannten nosokomialen Infektionen, also im Krankenhaus erworbene Infektionen; etwa 20 – 30 Prozent könnten durch entsprechende Hygienemaßnahmen vermieden werden. Bei den Kliniken der Stadt Köln lautet das Motto: Infektionsprävention und Infektionskontrolle. Und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Davon berichtet Dr. Andreas Wendel, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sowie Hygiene und Umweltmedizin. Er ist leitender Oberarzt am Institut für Hygiene bei den Kliniken Köln.

Dr. Andreas Wendel, leitender Oberarzt am Institut für Hygiene bei den Kliniken Köln, ©Kliniken der Stadt Köln, Gladysch

Welche Maßnahmen haben Sie eingeführt, um Krankenhausinfektionen zu vermeiden?

In unserem Krankenhaus möchten wir naturgemäß besonders zwei Personengruppen vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 (COVID-19) aber auch vor allen anderen Infektionskrankheiten schützen: unsere Patienten und Mitarbeiter. Um zu verhindern, dass sich die Erreger im Krankenhaus verteilen, haben wir bestimmte Maßnahmen getroffen – auch Barrieren genannt. Im Krankenhaus trägt das gesamte Personal einen Mund-Nasenschutz (MNS); Patienten müssen im Krankenhaus ebenfalls einen Mund-Nasen-Schutz tragen, sobald sie nicht mehr alleine im Zimmer sind. Im Krankenhausgebäude selbst können wir gewährleisten, dass zu jeder Zeit ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann. Zudem ist es uns gelungen, innerhalb kurzer Zeit Prozesse und Strukturen im Krankenhaus zu etablieren, damit wir Patientinnen und Patienten schon direkt bei der Aufnahme als Verdachtsfall einstufen können. Alle stationären Patienten werden auf das Virus gescreent. Handelt es sich um einen Verdachtsfall, wird der Patient in den entsprechenden COVID-19-Bereich aufgenommen, wo er einer schnellen Diagnostik zugeführt wird. Das Ziel ist es, möglichst schnell Klarheit über eine mögliche Infektion mit SARS-CoV-2 zu erhalten, sodass der Patient im Falle eines bestätigten Verdachts unter maximalen Sicherheitsvorkehrungen therapiert werden kann. 

Wie erfolgt die Zusammenarbeit am Institut für Hygiene?

Wie sind ein Team aus Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten, Biologen, medizinisch-technischen Assistentinnen und Assistenten (MTA) und Desinfektoren. Unser breites Kompetenzspektrum zeigt: Hygiene bedeutet Teamarbeit. Um schnellstmöglich auf die durch die Corona-Krise verschärften Anforderungen einzugehen, hat jeder aus dem Team seinen Beitrag geleistet. Unser gemeinsames Ziel konnten wir durch die Bündelung unserer Kompetenzen erreichen: die Sicherheit unserer Patienten und Mitarbeiter. Dazu haben wir in unseren drei Häusern an den Standorten Merheim, Holweide und dem Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße erfolgreich Strukturen zur Virusbekämpfung von COVID-19 etabliert, die wir vorher in diesem Ausmaß nicht hatten.


Finden derzeit Patientenbesuche von Angehörigen statt?

Angehörige spielen bei der Begleitung des Genesungsprozesses der Patientinnen und Patienten eine enorme Rolle – sei es sozial, psychologisch oder medizinisch. Das wissen wir; doch leider gestaltet sich die aktuelle Situation vor dem Corona-Hintergrund so, dass Patientenbesuche in den Krankenhäusern Holweide und Merheim derzeit nicht möglich sind. Ausnahmen sind für Besuche nur auf der Palliativstation sowie bei lebensbedrohlich erkrankten Personen möglich. Im Kinderkrankenhaus darf eine definierte Bezugsperson das Kind während der Behandlung begleiten; Ausnahmen sind nur bei Neu- und Frühgeborenen sowie schwerstkranken Kindern möglich – all das mit vorheriger Absprache mit der Station und unter Einhaltung der Hygienerichtlinien. Werdende Väter dürfen im Kreißsaal während der Geburt anwesend sein. Wir wissen, dass die derzeitigen Einschränkungen schwerfallen und hoffen auf Verständnis. Unser wichtigstes Bestreben bleibt es dennoch, die Besucherzahl in unseren Häusern auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, denn infizierte Personen können durchaus asymptomatisch, also keine Symptome haben, und gleichzeitig ansteckend sein. Den Besuch zu minimieren heißt also gleichzeitig auch, unsere Patientinnen und Patienten zu schützen.

Was ist das höchste Ziel der Krankenhaushygiene?

Unser Ziel setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: die Infektionsprävention und Infektionskontrolle. Um diesem Ansinnen gerecht zu werden, werden sämtliche Prozesse, die im Zusammenhang mit Infektionen stehen, vom Institut für Hygiene der Kliniken Köln begleitet. Wir kümmern uns insbesondere um nosokomiale Infektionen; dabei handelt es sich um Infektionen, die im Krankenhaus erworben werden. Wir kooperieren mit sämtlichen Abteilungen aus allen drei Häusern, um durch entsprechende Maßnahmen bereits im Vorfeld zu verhindern, dass es zu Ansteckungen kommt.

Ab wann sollte ich bei Erkältungssymptomen ins Krankenhaus kommen?

Bei milden Erkältungssymptomen sollten Betroffene zeitnah Rücksprache mit ihrem Hausarzt halten. Eine Testung auf COVID-19 wird in den meisten Fällen direkt in der Praxis vorgenommen. Patientinnen und Patienten sollten ihre Hausarztpraxis allerdings vor Ihrem Besuch unbedingt telefonisch über ihre Symptome informieren. Bei schweren Erkältungssymptomen, insbesondere bei Risikogruppen mit Vorerkrankungen, kann ich nur appellieren: Kommen Sie ins Krankenhaus. Denn die Krankenhäuser sind gut vorbereitet und können eine schnelle Testung auf COVID-19 durchführen. Wenn sich der Verdachtsfall bestätigt, werden erkrankte Personen stationär betreut und therapiert.

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Wendel.

Seite zuletzt aktualisiert am 08.12.2020