Beste Medizin heißt auch hygienische Medizin
Medizinische Versorgung bei den Kliniken Köln in der Corona-Pandemie

Prof. Dr. Horst Kierdorf, Ärztlicher Direktor der Kliniken Köln, ©Panousi

Prof. Dr. med. Horst Kierdorf ist Ärztlicher Direktor der Kliniken Köln mit den Krankenhäusern Holweide, Merheim und dem Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße. Im Gespräch erläutert er, warum Patientinnen und Patienten wichtige medizinische Behandlungen auch in der aktuellen Corona-Situation nicht zurückstellen sollten.

Nehmen die Kliniken Köln wieder Patienten in allen Klinikbereichen auf?
Kierdorf:
Ja, und darüber sind unsere Patientinnen und Patienten sehr froh! Wie alle Krankenhäuser in Deutschland mussten wir uns ab Mitte März 2020 vollumfänglich auf die Aufnahme von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 vorbereiten. Glücklicherweise war die die Belastung der Krankenhäuser durch die Infektion dann nicht so hoch wie im Ausland. Zwischenzeitlich ist ihre Zahl der deutlich zurückgegangen. Anfang Mai hat das Land NRW Krankenhäusern wieder gestattet, den normalen Betrieb aufzunehmen. Nun dürfen wir längst geplante und leider verschobene Operationen und Behandlungen durchführen und damit endlich unseren Patienten helfen.

Warum mussten Operationen abgesagt werden?
Kierdorf:
Es galt, in kürzester Zeit große Kapazitäten von Intensivbetten vor allem mit Beatmungsmöglichkeiten für Covid-19-Patienten aufzubauen. Dafür mussten geplante Operationen und Nachsorgetermine abgesagt und neue Stationsbereiche mit Beatmungsgeräten eingerichtet werden. Wir sind sehr dankbar für das Verständnis unserer Patienten. Ein großer Dank gilt auch unserem Team: In Medizin und Pflege, im Krisenmanagement und in allen Versorgungs- und Dienstleistungsbereichen wurden hervorragende Leistungen erbracht, um in kurzer Zeit die Patientenversorgung für die Pandemie vorzubereiten.

Welche Corona-Patienten wurden bei den Kliniken Köln behandelt?
Kierdorf: Die so genannte erste Welle der Infektionen in Deutschland war in Köln und Umgebung nicht so stark wie in anderen Regionen. Das versetzte uns in die Lage, schwer erkrankte Patienten, z.B. aus dem besonders betroffenen Kreis Heinsberg oder dem EU-Ausland, erfolgreich zu behandeln. Unsere Lungenklinik im Krankenhaus Merheim ist eine der größten in Deutschland und verfügt über eine besondere Expertise, unter anderem in der Beatmungsmedizin und in der Therapie mit einer künstlichen Lunge (Extrakorporale Membranoxygenierung - ECMO). Ärzte unseres Teams arbeiten zudem in Fachgremien des Robert-Koch-Instituts mit. Sie waren über ihr Engagement in nationalen und internationalen Fachgesellschaften schon früh über medizinische Details informiert und haben sich aktiv in die Bewältigung der Pandemie eingebracht. In unserem Krankenhaus Holweide verfügen wir über eine spezielle Infektionsstation, in der wir weniger schwer erkrankte Patienten mit Covid-19-Infektionen versorgt haben. Im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße waren wir ebenso gut vorbereitet, glücklicherweise verläuft die Erkrankung bei Kindern nur selten schwer.

Besteht im Krankenhaus eine besondere Ansteckungsgefahr?
Kierdorf:
Das Team unseres Instituts für Hygiene leistet in unseren drei Krankenhäusern eine hervorragende Arbeit, um die Hygiene in sämtlichen Bereichen sicherzustellen und das Risiko einer Infektion weitestgehend zu minimieren. Die Chefärztin unseres Hygieneinstituts, Prof. Dr. Frauke Mattner, verfügt als Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie über eine hervorragende Expertise. Hygiene ist im Krankenhaus unerlässlich und wird tagtäglich in allen Bereichen unserer Beschäftigten gelebt. Ein so gutes Ergebnis wird nur dann erzielt, wenn die Vorgaben selbstverständlich und ständig angewendet werden und man neue Entwicklungen stets im Blick hat. Doch es bleibt dabei: Jeder Einzelne trägt Verantwortung dafür, dass mögliche Infektionen gar nicht erst entstehen oder sich nicht ausbreiten. Darum ist auch umsichtiges Verhalten von Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen wichtig.

Was bedeutet dies für Patienten, die nun aufgenommen werden?
Kierdorf:
Die Sicherheit von Patienten und unseren Beschäftigten hat grundsätzlich – und erst Recht in dieser Pandemie – höchste Priorität! Darum testen wir beispielsweise alle Patientinnen und Patienten drei bis vier Tage vor einer geplanten Operation auf eine Infektion mit SARS-COV-2. Im Krankenhaus gibt es die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Diese gilt auch für Patientinnen und Patienten. In 3-Bett-Zimmern werden nur zwei Betten belegt, um die Sicherheitsabstände zu gewährleisten.

Wie gehe ich nun als Patient vor, wenn ein operativer Eingriff ansteht?
Kierdorf:
Falls der Patient bereits im Kontakt mit einer unserer Fachkliniken stand, bitten wir um einen Anruf bei der jeweiligen Ambulanz, um einen Termin für ein Vorgespräch zu vereinbaren. Wer seit dem Frühjahr neue Beschwerden entwickelt hat, klärt diese bitte mit dem Haus- oder Facharzt ab. Mit einer Einweisung oder Überweisung kann dann kurzfristig ein Termin für die weitere Abstimmung vereinbart werden. Umfängliche Informationen zu allen unseren Klinikbereichen gibt’s auf unserer Website unter www.kliniken-koeln.de.

Warum sollte man nicht mit einer medizinischen Behandlung zögern? 
Kierdorf:
Wer an sich eine Veränderung feststellt, die medizinisch abgeklärt werden sollte, darf nicht warten. Wer chronisch krank ist, sollte seine regelmäßigen Untersuchungstermine nicht aussetzen. Bei einer ernsten Erkrankung kann beides zu einer deutlichen Verschlimmerung einer Erkrankung führen, die durch eine rechtzeitige Behandlung oft vermieden  werden kann. Die Corona-Pandemie wird die Welt noch einige Zeit beschäftigen, doch ein umsichtiges persönliches Handeln und eine gute medizinische Versorgung durch Haus- und Fachärzte und Fachkliniken in Krankenhäusern sind für die Gesundheit und damit die Lebensfreude unerlässlich.

Abschließend möchte ich allen Kolleginnen und Kollegen bei den Kliniken der Stadt Köln und allen Unterstützern danken. Wir haben in der Pandemie eine große Hilfsbereitschaft erlebt, viele Spenden und tatkräftige Hilfe erhalten.

Das hat uns motiviert und dafür sage ich im Namen aller Kolleginnen und Kollegen herzlich: DANKE!

 

 

Seite zuletzt aktualisiert am 29.07.2020