Ausblick der Geschäftsführung: So sehen die Meilensteine der Zukunft aus

Holger Baumann, Geschäftsführer der Kliniken Köln, ©Privat

Herr Baumann, seit zwei Jahren leiten Sie die Kliniken der Stadt Köln. Kürzlich hat der Aufsichtsrat Ihren Vertrag um 3 Jahre verlängert. Was haben Sie sich für die nächsten drei Jahre vorgenommen?
Baumann:
Als ich vor gut zwei Jahren die Arbeit hier aufgenommen habe, war mir bewusst, dass die Aufgabe herausfordernd ist. Schon in den ersten Wochen wurde deutlich, wie wichtig ein struktureller Wandel der Kliniken Köln wird. Wir arbeiten deshalb sowohl an Änderungen der Organisationsform als auch der Unternehmenskultur. Parallel zur Veränderung der Kliniken Köln von innen heraus gibt es aus dem Rat der Stadt Köln den Auftrag, die Idee eines Verbundes mit der Uniklinik zu prüfen.

Last but not least zeigt sich leider auch bei uns der bundesweit herrschende Pflegemangel; wir suchen für alle drei Kliniken Pflegepersonal.
Diese drei Themenkomplexe werden nach derzeitigem Stand in den kommenden drei Jahren Schwerpunkt meiner strategischen Arbeit sein: die Restrukturierung der Kliniken Köln, die Mitarbeit beim Klinik-Verbund sowie die Stärkung der Pflege.

Wie ist der aktuelle Stand bei der Restrukturierung der Kliniken?
Baumann:
Die Standorte Holweide und Merheim bieten teilweise ähnliche Leistungen an und konkurrieren in diesen Bereichen um Patienten. Zudem ist es in den letzten Jahrzehnten versäumt worden, in die Infrastruktur der Klinik-Standorte zu investieren; hier gibt es Nachholbedarf. Die Kliniken Köln schreiben seit Jahren rote Zahlen, obwohl die Mitarbeiter mit großer Kompetenz und hohem Engagement arbeiten. Es sind tiefgreifende Veränderungen nötig, um die Kliniken fit für die Zukunft zu machen. Von Beginn an habe ich mich daher mit Nachdruck stark gemacht, eine Strategie zur Zukunftssicherung der Kliniken Köln zu entwickeln. Ich setze mich für eine erfolgversprechende Zukunftsperspektive für die Kliniken Köln ein, damit die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sichergestellt werden kann.

Im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Riehl sind vorerst keine strukturellen Änderungen vorgesehen, ©Rütten

Wie soll diese Strategie zur Zukunftssicherung aussehen?
Baumann:
Der Aufsichtsrat hat im letzten Jahr eine Medizin- und Standortstrategie für die Kliniken der Stadt Köln beschlossen. Ein Schwerpunkt der Medizinstrategie ist die Gründung von Medizinischen Zentren. Derzeit sind unsere Fachabteilungen nach engen Leistungsbereichen untergliedert. Aktuell gibt es beispielsweise vier Kliniken, die erwachsene internistische Patienten behandeln. Operationen des Verdauungstrakts bei Erwachsenen finden sowohl in Holweide als auch in Merheim statt. Dieses sind nur zwei von vielen Beispielen, bei denen unsere Struktur nicht optimal ist. Dem steht eine klare Bündelung unserer Kompetenzen in den jeweiligen medizinischen Zentren entgegen.

Es ist sinnvoll, dass Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten in größeren Einheiten zusammenarbeiten. Dort soll der Patient - und nicht nur sein erkranktes Organ oder sein verletzter Körperteil - im Mittelpunkt stehen. Im Kinderkrankenhaus arbeiten die Abteilungen bereits jetzt sehr eng und gut vernetzt zusammen; hier sind aktuell keine organisatorischen Änderungen geplant. Die Zentrumsbildung wird es im Bereich der Erwachsenenmedizin geben, also in den Krankenhäusern Holweide und Merheim. Ein erstes Medizinisches Zentrum, das Zentrum für Viszeralmedizin, wird in den nächsten Wochen die Arbeit aufnehmen – vorerst noch an beiden Standorten Holweide und Merheim. Aktuell suchen wir das Leitungsteam für dieses Zentrum.

Mit den Zentren wollen wir auch die Organisation verändern. Die Arbeit bei den Kliniken Köln ist sehr stark zentralistisch geprägt. Ich möchte den Zentren mehr Verantwortung und größere Handlungskompetenz geben.

Die Standort-Frage betrifft vor allem die Krankenhäuser Holweide und Merheim, ©Rütten

Was ändert sich durch die Medizinischen Zentren für Patientinnen und Patienten?
Baumann:
Leider ist im Gesundheitswesen der Informationsfluss zum Beispiel zwischen Arztpraxen und Krankenhäusern oder zwischen Kliniken oft nicht optimal. Nicht immer gibt es gute Absprachen oder es kommt zu Doppeluntersuchungen. Das verunsichert Patienten. Um das zu ändern, wollen in den Zentren eine Behandlung aus einer Hand anbieten, ohne Doppeluntersuchungen und mit möglichst wenigen Schnittstellen. Wir wollen die Versorgungsqualität verbessern und schneller werden.

Wie geht es weiter bei der Standort-Frage?
Baumann:
Die Standort-Frage betrifft die Krankenhäuser Holweide und Merheim. Die Medizinischen Zentren werden im Laufe der nächsten Jahre am Standort Merheim konzentriert. Der Standort Holweide wird sich durch diese Umzüge deutlich verändern; hier soll es noch eine Anlaufstelle für die Grundversorgung der Bürgerinnen und Bürger geben. Einzelheiten, wie dieses „neue Holweide“ aussehen wird, müssen noch erarbeitet werden. Wichtig ist, dass es auf gar keinen Fall Abstriche beim Leistungsspektrum geben wird.

Haupteingang am Krankenhaus Merheim, ©Knauf

Sie haben die Stärkung der Pflege angesprochen. Was meinen Sie damit?
Baumann:
Bundesweit hat die Corona-Pandemie den Mangel an Pflegefachkräften noch deutlicher gemacht. Pflegekräfte pflegen, versorgen und unterstützen die Patienten, betreuen Angehörige, organisieren die Stationen. Sie arbeiten mit hoher fachlicher Kompetenz, großem Engagement und Empathie. Ohne Pflege geht es nicht.

Viele haben den Pflegekräften gedankt: mit dem abendlichen Applaus als wichtigem Zeichen der Wertschätzung, mit kleinen und großen Spenden für Kliniken und Stationen, mit Worten und Gesten. Pflegefachkräfte müssen entlastet werden von Arbeiten, die nicht zu ihren Kernaufgaben gehören. Als Arbeitgeber ist unser Ziel, dass Pflegekräfte für die Patienten da sind und diese pflegen. Dazu setzen die Kliniken Köln derzeit verschiedene Projekte um.
Als Gesellschaft müssen wir gemeinsam noch mehr tun. Die Pflegeberufe benötigen nicht nur persönliche Anerkennung, sondern müssen insgesamt sozial aufgewertet werden.

Die deutschen Krankenhäuser tragen wesentliche Lasten der Corona-Pandemie. Nicht nur in Kliniken, sondern in vielen Bereichen haben Menschen in der Pandemie Höchstleistungen erbracht. Beschäftigte der Altenpflege erhalten dafür einen völlig verdienten Pflegebonus. Aus meiner persönlichen Sicht haben daher auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern diesen Bonus verdient.

 

 

Seite zuletzt aktualisiert am 28.07.2020