Krankheitsbild Tuberkulose
TUBERKULOSE – eine gefährliche, aber heilbare Infektionskrankheit!

 

Ein Beispiel aus dem Alltag:

 „Alles fing vor ca. 6 Monaten an, kurz nach meinem 26. Geburtstag. Ich war gerade von einer Rucksackreise durch Südostasien zurückgekehrt. Bereits wenige Wochen danach, fing ich an zu husten, zu niesen und entwickelte leichtes Fieber. Ich dachte an eine Erkältung, an eine Grippe. Ebenso mein Hausarzt, den ich dann aufsuchte und der mir Medikamente verschrieb, die nicht anschlugen.
Der Husten blieb hartnäckig und unangenehm. Viel schlimmer aber empfand ich die Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Ich fühlte mich wie ausgelaugt, hatte kaum Appetit und ich nahm ungewollt an Gewicht ab. Als der Husten noch stärker wurde, sich manchmal sogar etwas Blut beimengte und ich immer kurzatmiger wurde, suchte ich einen Lungenspezialisten auf. Plötzlich ging alles sehr schnell:
Anhand des Röntgenbildes wurde von einem ‚unklaren Infektionsherd rechts oben’ gesprochen, der ‚abgeklärt werden muss’. Zum ersten Mal fällt der Begriff ‚Tuberkulose’. Noch am selben Tag werde ich in eine Lungenklinik eingewiesen. Dort bekomme ich sofort einen Mundschutz, komme unter Quarantäne, muss in einem Becher meinen Auswurf sammeln und abgeben. Sowohl eine Computertomographie als auch eine Spiegelung der Atemwege werden veranlasst. 3 Tage später lautet die Diagnose: offene Lungentuberkulose!
Ich war erst einmal geschockt. Ich sei ansteckend und müsse solange isoliert bleiben bis in meinem Auswurf keine lebenden Bakterien mehr nachweisbar seien. Täglich nahm ich vier verschiedene Medikamente zu mir. Das Personal und mein Besuch mussten ebenfalls Schutzmasken tragen. Mein Urin verfärbte sich plötzlich rötlich. Meine Leberwerte wurden regelmäßig kontrolliert. Meine Augen wurden untersucht. Es war insgesamt eine harte Zeit, die mir vom einfühlsamen Personal und den erfahrenen Ärzten etwas erleichtert wurde.
Nach wenigen Wochen fühlte ich mich schon besser. Ich musste trotzdem konsequent die Therapie fortsetzen. Dank der Medikamente und meiner disziplinierten Mitarbeit war ich endlich nicht mehr ansteckend und konnte entlassen und ambulant weiterbehandelt werden. Heute muss ich nur noch halb so viele Tabletten schlucken. Die Therapie dauert insgesamt mindestens ein halbes Jahr. Ich kann wieder meinen Alltag leben und bin glücklich, dass ich von einer Infektionskrankheit geheilt werden kann, die heute noch weltweit die meisten Todesopfer fordert...“


Was ist Tuberkulose?

Die Tuberkulose, abgekürzt TBC, früher auch „Schwindsucht“ und umgangssprachlich „die Motten“ genannt, ist eine chronisch verlaufende bakterielle Infektionskrankheit. 1882 entdeckte Robert Koch das Mykobakterium (M.) tuberculosis, ein unbewegliches säurefestes Stäbchenbakterium, als Erreger der TBC.
Die TBC ist bis heute laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit die häufigste Infektionskrankheit. Bedingt durch bessere hygienische Verhältnisse, bessere Ernährungsverhältnisse und durch die Einführung wirksamer Behandlungen (Antibiotikatherapie) ist die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten rückläufig. In unserer Klinik sehen wir jährlich ca. ...Tuberkulosepatienten.

Wie riskiere ich eine Ansteckung?

Die Ansteckung erfolgt in den meisten Fällen von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion (durch das Einatmen infizierten Speicheltröpfchen). Diese feinsten Tröpfchen mit Tuberkulosebakterien werden durch die Infizierte Person beim Husten, Niesen oder Sprechen in die Umgebungsluft abgegeben, vorausgesetzt der oder die Tuberkuloseherde in der Lunge haben durch Einbruch in einen Atemweg eine Verbindung nach außen. Dieser Zustand wird als „offene TBC“ bezeichnet.
Die Erreger gelangen in die Lunge und verursachen dort kleine knötchenförmige Entzündungen. Die häufigste Erkrankungsform ist die Lungentuberkulose (85 Prozent). Durch Streuung über die Blutbahn können auch alle anderen Organe im Körper befallen sein, zum Beispiel Lungenfell (Pleuritis tuberculosa), Lymphknoten, Hirnhäute (Meningitis tuberculosa), Knochen, Harnwege, Verdauungstrakt (Darmtuberkulose) oder Haut. Je nachdem wo die Tuberkulose sitzt, können Erreger auch über Magensaft, Urin oder Stuhl nach außen gelangen. Nur in den seltensten Fällen erfolgt die Ansteckung durch engen Hautkontakt (wenn diese verletzt ist) oder durch die Nahrungsaufnahme (nicht-pasteurisierte Milch).

Welche Symptome verursacht die Tuberkulose?

Die meisten der angesteckten Personen (90 Prozent) können die Infektion in Schach halten und erkranken nicht daran. Kommt es jedoch nach Wochen, Monaten oder Jahren (durch Reaktivierung einer alten Tuberkulose bei schlechter Resistenzlage) zu einer Vermehrung der Bakterien in der Lunge sind die Beschwerden zu Beginn eher unspezifisch, grippeähnlich: Husten bzw. ‚Hüsteln’ ohne große Mengen an Auswurf, Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und leichtes Fieber. Häufig sind auch nächtliche Schweißausbrüche. Bei Beteiligung des Rippenfells können amtemabhängige Brustschmerzen und Kurzatmigkeit auftreten. Bei Fortgeschrittener Erkrankung kann es auch zu Bluthusten kommen.

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Tuberkulosepatient von vorne
Tuberkulosepatient von der Seite

Husten bzw. ‚Hüsteln’ ohne große Mengen an Auswurf, Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, leichtes Fieber, häufig nächtliche Schweißausbrüche sind Symptome der TBC
Bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr (Mangelernährung, Stress, Alter, Diabetes mellitus, Silikose, Tumorerkrankungen, eine hochdosierte Steroidtherapie, Alkoholismus oder die Einnahme von Drogen) ist das Risiko, an einer Tuberkulose zu erkranken, hoch. Für HIV-Patienten zum Beispiel bedeutet die Tuberkulose eine mitunter tödliche Krankheit.

Diagnose der Tuberkulose

Da die Häufigkeit der Erkrankung in den letzten Jahrzehnten rückläufig ist, bedarf die Erkennung und Therapie einer besonderen Erfahrung. Die körperliche Untersuchung fällt häufig unauffällig aus, auch das Abhören und Abklopfen der Lunge. In der Krankengeschichte wird nach einer möglichen Ansteckungssituation gefragt.
Oft deckt eine Röntgenaufnahme der Lunge tuberkuloseverdächtige Herde, so genannte ‚Kavernen’, auf. Da aber andere Krankheiten gleich aussehen können, erfolgt zusätzlich die Untersuchung mittels Computertomographie (CT) der Lunge.

Röntgenaufnahme der Lunge

Oft deckt eine Röntgenaufnahme der Lunge tuberkuloseverdächtige Herde, so genannte ‚Kavernen’, auf.

Computertomographie (CT) der Lunge

Bild einer Untersuchung mittels Computertomographie (CT) der Lunge.

Endgültigen Aufschluss gibt der mikroskopische Nachweis der Erreger im Sputum (Auswurf). Eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung) ermöglicht außerdem die genaue Beurteilung der Bronchialschleimhaut auch in Hinblick auf andere Erkrankungen (zusätzliche Tumoren). Einen spezifischen Bluttest, der eine aktive TBC nachweist, gibt es nicht.

Therapie der Tuberkulose

Unbehandelt würden etwa 50 % der Erkrankten an Tuberkulose sterben und weitere 25 % würden später einen Rückfall erleiden. Deshalb ist das Ziel der Behandlung die Abtötung des Erregers mit speziellen Antibiotika, die nur auf die krankheitserregenden Keime wirken. Die klassische Therapie besteht aus einer Kombination aus 4 Medikamenten, die in zuverlässigen und aussagekräftigen Studien untersucht sind.
Behandlungsunterbrechungen, eine zu kurze Therapie, Fehler in der Dosierung oder Verwechslungen der Medikamente züchten resistente Bakterien, die zu schweren Tuberkuloseformen führen können.
Daher ist besonders wichtig, dass der Patient alle verordneten Medikamente konsequent, in vorgeschriebener Menge und täglich einnimmt. Dies geschieht vor allem bei „offener TBC“ initial unter stationären Bedingungen, später wenn sich der Zustand verbessert ambulant.

Ohne eine konsequente Mitarbeit des Betroffenen nützen die
besten und teuersten Medikamente gegen die Tuberkulose nichts!

„Habe ich jemanden womöglich schon angesteckt?“

Die Erkrankung wird vom behandelnden Arzt namentlich an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet. Das Gesundheitsamt veranlasst Umgebungsuntersuchungen im familiären und ggf. auch beruflichen Umfeld des Patienten, um evtl. infizierte Kontaktpersonen zu identifizieren und zu behandeln, denn sie könnten angesteckt sein, später erkranken und wieder andere anstecken.

Ist die Tuberkuloseimpfung sinnvoll?

Eine aktive Tuberkuloseimpfung (BCG-Impfung) wird von der STIKO (Ständige Impfkommission) in Deutschland für Erwachsene nicht mehr empfohlen. Die Wirksamkeit ist begrenzt, die Erkrankungsrate ist in Deutschland rückläufig und Impfkomplikationen sind relativ häufig.

Tuberkulose ist gefährlich und übertragbar,
aber heute normalerweise gut heilbar.

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Seite zuletzt aktualisiert am 13.10.2017